Die erste Briefmarke gibt es bereits seit 1840 – die One Penny Black. Seitdem hat sich in der Art des Briefe Versendens noch nicht so viel getan. Für das heutige digitale Zeitalter wirkt dieser Prozess inklusive Briefmarke und Briefkasten doch sehr altmodisch.

[color-box]In der Reihe Digitalisierung beschreibe ich kompakte Konzept-Ideen zu ursprünglichen Prozessen oder Herangehensweisen, die digital optimiert werden könnten. Bereichere die Diskussion zur Idee gerne mit deinen Anregungen oder Kritik im Kommentarbereich.[/color-box]

Umständlich

Vor einigen Wochen musste ich Belege für die Steuererklärung per Post versenden. Die passenden Schriftstücke waren schon in einem Kuvert verstaut, als ich feststelle, dass ich keine Briefmarken zu Hause habe. Wer schreibt heutzutage überhaupt noch Briefe? Außerdem weiß ich nicht, was mich der Brief kostet. Vielleicht ist er zu schwer für einen Standardbrief und das Porto hat sich doch auch irgendwann erhöht. Ich muss also erst in eine Post-Filiale, wo man glücklicherweise weiß wie die aktuellen Gewichts-, Größen- und Preisangaben sind. Die Öffnungszeiten könnten noch zum Problem werden. Die Poststelle in einem Supermarkt in der Nähe hat aber immerhin bis 20 Uhr geöffnet.

Ein neuer Ansatz

Ein für den Kunden deutlich komfortablerer Ansatz hierzu wäre der Folgende. Wenn es unbedingt in Papierform sein muss, packe ich wie auch vorher meine Belege in ein Kuvert. Dieses Mal mache ich mich aber direkt auf den Weg zu einem smarten Briefkasten. Dort stecke ich den Brief in die dafür vorgesehene Öffnung. Ich warte kaum eine Sekunde und sehe auf dem Display: „Kompakt, bis 50g. Preis 0,85 €. Zum Versenden bezahlen Sie mit Ihrer Post-Servicekarte, in bar, oder per EC- bzw. Kreditkarte.“ Die Zahlung per Karte geht schnell. Alternativ könnte ich auf den Abbrechen-Button drücken. Fertig.

Im Inneren dieses smarten Kastens wird die Größe des Briefs per Bilderkennung ermittelt. Für das Gewicht ist eine Waage zuständig. Mehr Daten braucht es nicht, um den Preis zu ermitteln. Die aktuellen Preise könnten hierzu direkt im Briefkasten hinterlegt sein und bei Bedarf von einem Postboten geupdated werden. Interessant wäre aber auch eine Anbindung an die Cloud der Post. Darüber könnten nicht nur die Preise usw. aktualisiert werden, sondern auch die Anzahl der Briefe im Kasten an die Post übermittelt werden. Ist der Inhalt noch leer, muss diese Stelle gar nicht erst zum Entleeren angefahren werden.

Der private Brief hat ausgedient

Wer nun meint, dass der gute alte Brief eh ausgedient hat und bald alles digital verschickt wird, der hat womöglich recht. Aber kurioserweise nimmt die Anzahl von Briefkästen nicht ab, sondern sogar zu. Insgesamt nehme die Zahl der Briefsendungen zwar leicht ab, aber in moderatem Maße. Der Großteil dieser täglich 61 Millionen Sendungen bestehe zudem aus Werbebriefen (ca. 85 Prozent aller Briefe sind mittlerweile geschäftlich unterwegs). Außerdem werden noch häufig Ansichtskarten verschickt. Die meisten Sendungen landen also eh nicht mehr im gewöhnlichen Briefkasten. Eine Anschaffung von smarten Versionen, die zudem deutlich teurer wären, würde sich für die Post daher keinesfalls lohnen. Für uns Kunden wären sie trotzdem komfortabler.

Und so altmodisch wie zu Zeiten der One Penny Black ist die Post natürlich auch nicht mehr. Es gibt Automaten für Briefmarken, ein Web-Portal mit Sendungsverfolgung, Online-Karte mit Filialen, Briefkästen und Packstationen. Und die Post baut sogar eigene Elektro-Zustellfahrzeuge. Ich bin gespannt wo dieser Weg hingeht.